Würdige Geburtstagsfeier 100 Jahre Albina Moimas in Kassel

2. November 2021

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Am 30. Oktober 2021 haben auf Einladung der FIR Vertreter der Gesellschaft und politische Freunde Albina Moimas, einer 100jährigen Überlebenden des KZ Auschwitz und einer Mitstreiterin der italienischen Resistenza in Kassel gratuliert.

Unter den Bedingungen der Corona-Regeln musste es eine kleine Zusammenkunft sein. Dennoch kamen zu dieser Geburtstagsfeier der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Freunde der italienischen Partisanenorganisation ANPI, die auch die Glückwünsche von ANED überbrachten, Vertreter der Stadt Kassel und des Ausländerbeirates Kassel, ein Abgeordneter des Hessischen Landtags, Freunde von der VVN-BdA Kassel, dem Friedensforum und dem Stolpersteinverein, sowie ein Vertreter der katholischen Kirche, der die Grüße des Bischofs von Fulda überbrachte. Auch die Volkswagen-Akademie und Aktive, die in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit mit Auschwitz engagiert sind, überbrachten ihre Glückwünsche.   

Es war eine insgesamt würdige Veranstaltung, die der Jubilarin zeigte, welche gesellschaftliche Anerkennung ihr als Angehörige der italienischen Resistenza und Auschwitz-Überlebende heute entgegengebracht wird.

Es gratulieren der Generalsekretär der FIR, der Vizepräsident des Internationalen Auschwitzkomitees, eine Kameradin von ANPI Francoforte und ein Vertreter der italienischen Gemeinschaft in Kassel. In der Mitte ist Albina Moimas mit ihrer Tochter.

FIR ist erschüttert über Schändung der Gedenkstätte Auschwitz

6. Oktober 2021

Mit Betroffenheit und Ärger musste die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten erfahren, dass am Dienstag die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, das Sinnbild der industriellen Massenvernichtung jüdischer Menschen durch den deutschen Faschismus, mit antisemitischen Parolen geschändet wurde.

Wenn jemand meint, mit solchen Schmierereien die Wahrheit über die Massenverbrechen oder die Bedeutung der Leistung der Roten Armee, die am 27. Januar 1945 das Lager befreite, tilgen zu können, dann irrt diese Person. Die Welt wird sich immer an diese geschichtlichen Ereignisse, die mit Auschwitz verbunden sind, erinnern. Und alle Antifaschisten werden dafür eintreten, dass es trotz solcher Schändungen auch zukünftig ein würdiges Gedenken geben wird. Wir fühlen uns im Moment solcher Angriffe mit der Gedenkstätte Auschwitz und dem Internationalen Auschwitz Komitee besonders verbunden.

Eine wirksame Reaktion gegen solche Übergriffe bleibt die antifaschistische Erinnerungsarbeit. So plant die FIR gemeinsam mit der belgischen Auschwitz-Stiftung und dem War Heritage Institut unter dem Motto „Zug der Tausend“ für das kommende Jahr erneut ein Internationales Jugendtreffen in der Gedenkstätte Auschwitz.

Nachruf Oberst a.D. ZOLTÁN VICZIÁN

24. September 2021

Unser Kamerad Zoltán Viczián, Mitglied des Ehrenpräsidiums der FIR, ist nach langem Leiden am 15. September 2021 im Alter von 94 Jahren in Ungarn friedlich gestorben. Unser lieber Freund wurde am 13. Januar 1928 geboren.

Bereits im Alter von 16 Jahren kämpfte er auf der Seite der Roten Armee gegen Hitler und Hitlers ungarische Truppen von Salgótarján bis Berlin bis zum Tag des Sieges. Er erzählte, dass die sowjetischen Soldaten, als sie erfuhren, dass der Krieg zu Ende war, vor Freude die Mützen abwarfen und auf sie schossen. Das bedeutete alles für uns. Die Freude darüber, dass sie im XX. Jahrhundert während der Barbarei nicht vernichtet wurden, dass sie nach Hause zu ihren Lieben gehen konnten, dass die Menschen in Frieden leben konnten. Nach seiner Rückkehr nach Ungarn engagierte sich Zoltán Viczián schnell für die Beseitigung der Ruinen und die Wiederbelebung des Landes. Er half zunächst in Salgótarján der Vormundschaft als Sozialarbeiter und setzte sich für das Leben armer und verwaister Kinder ein. Er gründete den Fußballverein des Komitats Heves, war Angestellter des Zivilkommandos des Komitats Heves und war mehrere Jahrzehnte lang in der MEASZ als Komitatsleiter aktiv und gehörte auch dem nationalen Präsidium der MEASZ an.

Er war stolz darauf, auch Ehrenvorstandsmitglied der FIR gewesen zu sein. Er erhielt viele Auszeichnungen für seine Arbeit und war stolz auf den Miklós Radnóti Anti-Racist Award. Im Juli dieses Jahres ehrte ihn eine Delegation der MEASZ-Präsidentschaft mit dem SUBNOR-Preis unserer serbischen Schwesterorganisation in Eger. Das war das letzte Mal, dass FIR Präsident Vilmos Hanti und ein weiteres Mitglied von MEASZ ihn getroffen haben. Wir bewahren sein Andenken als ein Beispiel, dem wir folgen sollten. Ruhe in Frieden!

Mikis Theodorakis – Musiker und Antifaschist im Alter von 96 Jahren verstorben

2. September 2021

Vor einem Jahr gratulierte die FIR dem legendären griechischen Komponisten und Antifaschisten Mikis Theodorakis mit einem „Newsletter“ zu seinem 95. Geburtstag. Heute müssen wir mit Trauer mitteilen, dass er von uns gegangen ist.

Wir erinnern uns an seine phantastischen musikalischen Beiträge, seine vielfältigen Kompositionen, seine Volkslieder sowie die großartige Vertonung des „Canto General“ nach Versen von Pablo Neruda.

Wir erinnern gleichzeitig an ihn als antifaschistischen Kämpfer, der schon als Jugendlicher in den Reihen der Griechischen Volksbefreiungsarmee ELAS gegen die deutsche Besetzung Griechenlands kämpfte. Mit 18 Jahren wurde er erstmals inhaftiert und gefoltert.

Als kommunistischer Kämpfer wurde Theodorakis im Juli 1947 während des Bürgerkriegs erneut verhaftet und mehrfach verbannt, im Dezember 1948 auf die Lager-Insel Makronisos. Nach der Freilassung ging er nach Paris, wo er Musik studierte. Schon 1957 erhielt er für seine Kompositionen ersten Auszeichnungen. 1960 kehrte er nach Athen zurück, wo er als Komponist und Politiker wirkte, u.a. als Gründer der Lambrakis-Jugend. 1964 veröffentlichte er mit der Sängerin Maria Farantouri den Mauthausen-Liederzyklus, eine Hommage an die ehemaligen KZ-Häftlinge. Mit dem Putsch der faschistischen Obristen 1967 musste Theodorakis erneut in den Untergrund gehen. Die Putschisten verboten seine Musik, sogar das Singen und Hören seiner Lieder wurden mit Gefängnisstrafe geahndet. Er wurde verhaftet, gefoltert und – trotz schwerer Krankheit – ins KZ Oropos verschleppt. Erst einer internationalen Solidaritätsbewegung gelang 1970 seine Freilassung. Theodorakis ging erneut ins Exil nach Frankreich. International wurde er zum Symbol des ungebrochenen Widerstands gegen die griechische Diktatur.

1972 traf er Pablo Neruda und Salvador Allende. Theodorakis Vertonung des „Canto General“ wurde nach dem Putsch gegen Allende im September 1973 zu einer Hymne des chilenischen Widerstands.

Als parteiloser Linker wurde er nach dem Ende der Obristen-Herrschaft mehrfach ins griechische Parlament gewählt, 1990 sogar als Minister ohne Geschäftsbereich berufen. Selbst im hohen Alter äußert sich Theodorakis mit klaren Worten zu aktuellen Themen, vor allem gegen die Verfälschung der Geschichte und gegen die neofaschistische „Goldene Morgenröte“.

Mikis Theodorakis bleibt als Musiker und Antifaschist in der FIR und ihren Mitgliedsverbänden unvergessen.

FIR zur dramatischen Lage in Afghanistan

18. August 2021

Wir alle haben die dramatischen Bilder der letzten Tage aus Kabul und einigen anderen Teilen von Afghanistan gesehen, wo nach der Abzugsankündigung der ausländischen Streitkräfte der Vormarsch der Taliban in hoher Geschwindigkeit von statten ging. Das kurze Fazit dieser Ereignisse lässt sich in folgender Aussage zusammenfassen:

Die ausländischen Streitkräfte sollten dort seit 20 Jahren Frieden, Sicherheit und Demokratie bringen. Sie hinterlassen jedoch Chaos und Unsicherheit insbesondere für die Zivilbevölkerung und die Herrschaft fundamentalistischer Islamisten.

1. Die FIR und die internationale Friedensbewegung haben seit 2001 deutlich gemacht, dass der „Krieg gegen den Terror“, wie er von der USA und ihren verbündeten Streitkräften, anfangs noch gedeckt durch ein UN-Mandat, in Afghanistan geführt wurde, keine dauerhafte Lösung des gesellschaftlichen Problems darstellt. Der Militäreinsatz der deutschen Bundeswehr wurde damals für 6 Monate (!) durch das Parlament bewilligt. Daraus wurden knapp 20 Jahre – ohne ein greifbares Ergebnis.

2. Innenpolitisch hat die ausländische Truppenpräsenz in einzelnen Metropolen tatsächlich Ansätze einer demokratischen Partizipation eröffnet. Die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Frauen wurde ermöglicht. Aber auf die gesellschaftlichen Strukturen hatte es keine dauerhafte Auswirkung gehabt.

3. Die afghanische Regierung und die jeweiligen Präsidenten waren nicht nur in den Augen der Mehrheit der Bevölkerung, sondern auch im eigenen Selbstverständnis zumeist Herrscher von ausländischen Gnaden. Wie anders ist es zu verstehen, dass sich der letzte Präsident vor allen anderen Menschen mit seiner Entourage und einer großen Summe Geldes als erster ins Ausland absetzt?

4. Die Sicherheitskräfte des Landes, die Armee und Polizei, die die demokratische Entwicklung des Landes schützen sollten, befinden sich de facto in Auflösung, seitdem der endgültige Abzug der ausländischen Streitkräfte umgesetzt wurde. Sie sind weder in der Lage, noch willens das Machtvakuum zu füllen, sondern übergaben in dramatischer Geschwindigkeit den bewaffneten Einheiten der Taliban die jeweiligen Regionen. Mehrere hundert Angehörigen der Armee haben sich mit ihrem Militärgerät in Nachbarländer abgesetzt. 

5. Das größte Drama erleben jedoch die zivilen Hilfskräfte und die Zivilbevölkerung. Es ist bekannt, dass die „Ortskräfte“, also afghanischen Mitarbeiter der jeweiligen ausländischen Streitkräfte sowie Helfer in zivilen Entwicklungsprojekten, von den Taliban als „Kollaborateure“ angesehen werden. Sie sind bei der erwarteten Machtübernahme der Taliban besonders gefährdet. Dennoch gab es bis vor wenigen Tagen keine Planungen, wie deren Schutz gewährleistet werden könne bzw. oder ob man ihnen politisches Asyl in dem jeweiligen Land gewähren solle. Ortskräfte sollten auf eigene Kosten mit Zivilflugzeugen ausreisen. Außerdem sollte die Bearbeitung des Asylantrags in Afghanistan selber erfolgen – ein Verfahren, das schon unter normalen Umständen mehrere Wochen dauert. Deutschland ging sogar soweit, noch im Juli 2021 abgelehnte Asylbewerber nach Afghanistan abzuschieben, da es dort auch „sichere Regionen gebe“. Erst in den Tagen des größten Chaos überboten sich alle Politiker in der Forderung nach Aufnahme der Hilfskräfte – wissend, dass eine geregelte Evakuierung gar nicht mehr möglich ist.

Die FIR unterstützt in dieser Situation die Appelle des UN-Generalsekretärs und den Beschluss des UN-Sicherheitsrates zu einem sofortigen Ende der Gewalt. Der Schutz aller Afghanen und internationalen Bürger müsse gewährleistet sein.

Die FIR fordert alle Staaten auf, Ortskräften und ihren Familien Asyl und Aufnahme zu gewähren. Das ist das mindeste, was sie zur Vermeidung einer humanitären Katastrophe tun können.

Esther Bejarano, Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz und Mitglied im Ehrenpräsidium der FIR verstorben

10. Juli 2021

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Am 10. Juli 2021 erreichte uns die traurige Nachricht, dass Esther Bejarano, Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz und seit Jahrzehnten in der antifaschistischen Bewegung in Hamburg tätig, Ehrenvorsitzende der deutschen VVN-BdA im Alter von 96 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben ist. Wir sind betroffen und traurig.

Die VVN-BdA beschreibt in ihrem Nachruf Esther Bejarano als eine Frau von großer Entschiedenheit und geradezu unglaublichem Elan, die viele von uns noch bis vor kurzem auf der großen Bühne erleben durften. Zuletzt saß sie am 8. Mai auf unserer kleinen Bühne im Hamburger Gängeviertel und erzählte von ihrer Befreiung am 3. Mai 1945 durch Soldaten der Roten Armee und der US-Armee, die kurz nacheinander in der kleinen Stadt Lübsz eintrafen. Dort hatte Esther mit einigen Freundinnen aus dem KZ Ravensbrück Unterschlupf gefunden, nachdem sie gemeinsam dem Todesmarsch entflohen waren.

Unvergessen ist ihre Petition zum 8. Mai, die von über 150.000 Menschen unterstützt wurde. „Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes. Am 8. Mai wäre dann Gelegenheit, über die großen Hoffnungen der Menschheit nachzudenken: Über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Schwesterlichkeit.“

Der FIR-Kongress in Reggio Emilia ernannte sie zum Mitglied des Ehrenpräsidiums mit folgender Begründung: „Wir würdigen Deine jahrzehntelange aktive Arbeit in den Reihen der VVN-BdA, als unermüdliche Zeitzeugin und als antifaschistische Künstlerin. Gerade Deine intensive Arbeit mit den jungen Generationen und Dein Einmischen in die politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart sind beispielhaft für uns alle.“

Nun ist die unermüdliche „Zeitzeugin“ gegen Vergessen des historischen Faschismus und Verharmlosen des Neofaschismus, Mahnerin und Kämpferin für Menschenrechte, Frieden und eine solidarische Gesellschaft von uns gegangen.

Die FIR spricht den Kindern von Esther Bejarano, ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern in der VVN-BdA, im deutschen und Internationalen Auschwitz-Komitee und allen mit ihr verbundenen Antifaschisten ihr tiefempfundenes Beileid aus.

Gedenkorte der FIR – Dokumentation erschienen

5. Juli 2021

Aus Anlass des 70jährigen Jubiläums der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten erschien eine umfassend bebilderte über 100seitige Dokumentation zu FIR-Gedenkorten. Gemeint sind Gedenkstätten und Gedenksteine zu Außenkommandos von Konzentrationslagern, zur Erinnerung an Frauen und Männer aus dem antifaschistischen Kampf, zur Erinnerung an Opfer der Todesmärsche oder an Zwangsarbeiter und sowjetische Soldaten, auf denen das Symbol der FIR zu sehen ist.

Alle bisher bekannten Gedenkorte befinden sich auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, die meisten in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Viele dieser Orte sind auch heute noch Teil der lebendigen Gedenk- und Erinnerungskultur der antifaschistischen Organisationen der Zivilgesellschaft. Andere sind etwas in den Schatten getreten. In dieser Dokumentation wird aber auch an „verschwundene Gedenkorte“ erinnert, die im Zuge der politischen Wende nicht nur das FIR-Symbol verloren haben, sondern auch politisch umgewidmet wurden.

Thematisch ergänzt werden die Bilder und Ortsbeschreibungen durch eine umfangreiche Einführung zur Geschichte und Entstehung dieser Gedenkorte und Überlegungen, welche Bedeutung Gedenkstätten und Gedenksteine heute für nachgeborene Generationen haben können. Ein kurzer Text zur Geschichte der FIR rundet die Dokumentation ab.

Wer Interesse an dieser Veröffentlichung hat, kann Einzelexemplare gegen 5,00 € Schutzgebühr (zuzüglich Versand) entweder über den VVN-Shop https://shop.vvn-bda.de/index.php/buecher/ulrich-schneider-fir-gedenkstaetten-zu-antifaschistischem-widerstand-und-verfolgung.htmloder direkt bei der FIR, Magdalenenstr. 19, 10365 Berlin (E-Mail: office@fir.at) beziehen.

Wir feiern 70 Jahre FIR

1. Juli 2021

Vom 30. Juni bis 3. Juli 1951 fand in Wien der Internationale Friedenskongress der Widerstandsbewegung statt. Das war die Geburtsstunde der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR), der Dachorganisation ehemaliger Partisanen, Deportierter und Verfolgter des Naziregimes aus allen Ländern Europa.

Seit 70 Jahren ist Internationalismus die Antwort auf die nationalistische und chauvinistische Ideologie der jeweiligen faschistischen Herrschaft. Darüber hinaus waren und sind faschistische Ideologie und Politik, Rassismus und imperialistischer Expansionismus eine direkte Bedrohung für alle Völker. Sie konnten und können nur im gemeinsamen Kampf aller von diesen Regimen bedrohten Länder und Völker bekämpft werden. Und wir vergessen auch nicht, dass die faschistische Barbarei nur durch den gemeinsamen Kampf der Völker und insbesondere der Armeen der Anti-Hitler-Koalition geschlagen werden konnte.

Die Frauen und Männer aus Widerstand und Verfolgung wollten in ganz Europa den Prozess der demokratischen Neugestaltung mit politischer Stimme unterstützen. Zu diesem Zweck fanden sich unmittelbar nach der Befreiung Vertreter von Organisationen der politischen Häftlinge und Widerstandskämpfer aus 17 europäischen Ländern aus Ost und West zusammen, um im Februar 1946 in Warschau die FIAPP (Fédération Internationale des Anciens Prisonniers Politiques, Internationale Föderation ehemaliger politischer Gefangener) zu gründen. 1948 wurden auch die Antifaschisten aus Deutschland und Österreich in diese Gemeinschaft aufgenommen.

Der Kalte Krieg ging auch an der FIAPP nicht spurlos vorbei. Statt die Einheit der Widerstandskämpfer zu fördern, drohte ein Auseinanderdriften der politischen Kräfte des Antifaschismus. Daher wurde Anfang der 50er Jahre ein neuer Ansatz unternommen, die unterschiedlichen Positionen und Organisationen ehemaliger Widerstandskämpfer und Deportierter im Interesse der politischen Wirksamkeit der Stimme der Widerstandskämpfer in ganz Europa zusammenzuführen, denn die Aufbruchseuphorie des antifaschistischen Neubeginns war durch die Realität der zunehmenden Restauration und Remilitarisierung, der Ost-West-Spannung und zunehmenden Kriegsgefahr verflogen. Ende Juni 1951 luden die Überlebendenverbände zu einer internationalen Friedenskonferenz nach Wien ein.

In dieser Situation – so beschrieb es Oskar Wiesflecker , langjähriger Generalsekretär der FIR – erkannten die Menschen, die im antifaschistischen Widerstand und nationalen Befreiungskampf gegen die nazistischen und faschistischen Aggressoren und Okkupanten aktiv teilgenommen und Leid und Verfolgung auf sich genommen hatten, dass der Zusammenschluss der europäischen Widerstandskämpfer ein Gebot der Stunde war, um der Wiedergeburt des Nazifaschismus entgegenzutreten, über die wiedererrungenen demokratischen Freiheiten zu wachen, die Werte der, Widerstandsbewegung zu verteidigen und jene Prinzipien zu stärken, die die Basis der Gründung der Organisation der Vereinten Nationen war. Dies war der Geist, aus dem die FIR geboren wurde und dem sie bis heute ihre unverbrüchliche Treue bewahrt hat.

Mit der Gründung der Organisation im Sommer 1951 in Wien übernahm die „Internationale Föderation der Widerstandskämpfer“ (FIR) die Aufgabe, die politischen Vorstellungen und Visionen der Widerstandskämpfer „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ zu vertreten. Sie vertrat die Opfer des Faschismus in ihren sozialen und medizinischen Ansprüchen und sie arbeitete für das Gedenken an den Widerstandskampf und die illegalen Widerstandsgruppen in vielen Ländern.

Es ist hier nicht der Platz, alle politischen Handlungsfelder in den vergangenen Jahrzehnten aufzulisten. Dazu gehörte die Verbreitung des Wissens über die Geschichte des Widerstandskampfes, was mit verschiedenen Geschichtskonferenzen und mehreren Heften der Widerstandsbewegung, sowie pädagogischen Beratungen mit Wissenschaftlern, Lehrkräften und Hochschullehrern versucht wurde. Dazu gehörten der Kampf um Frieden und Entspannungspolitik, sowie der Einsatz für Rüstungsbegrenzungs- und Abrüstungsinitiativen nicht nur in Europa, sondern auch im Nahen Osten. Dazu gehörte die politische Solidarität gegen die Verfolgung antifaschistischer Verbände und ihrer Mitglieder, was in der Unterstützung der deutschen VVN gegen deren Verbotsprozess 1962 erfolgreich war, und sich in internationalen Solidaritätsaktionen für verfolgte griechische Antifaschisten oder gegen Berufsverbote in der BRD niederschlug. Dazu gehörte die breite Mobilisierung gegen Geschichtsrevisionisten aus den ehemaligen SS-Verbänden, die mit Traditionstreffen zur Rehabilitierung des NS-Regimes beitrugen.

Seit 2004 trägt die Organisation den Namen „Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten“. Heute hat die FIR Mitgliedsorganisationen in mehr als 25 europäischen Ländern, Israel und Lateinamerika. Die politischen Umstände haben sich verändert, aber die zentrale Aufgabe ist in der Losung „Nie wieder!“ fixiert.

Das bedeutet die Bewahrung der historischen Wahrheit über den Widerstandskampf, über die Realität des Faschismus und die Rolle der Antihitlerkoalition, der alliierten Streitkräfte – unter ihnen die sowjetischen Soldaten, die die Hauptlast des Krieges trugen – bei der Zerschlagung der faschistischen Barbarei.

Die FIR und ihre Mitgliedsverbände handeln als internationales Netzwerk vor Ort und auf europäischer Ebene gegen Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Xenophobie, Neofaschismus, Nationalismus und Rechtspopulismus. Sie unterstützen Gruppen und Netzwerke, die sich gegen solche Entwicklungen stellen.

Die FIR als „Botschafter des Friedens“ der Vereinten Nationen ist in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder für nichtmilitärische Lösungen in Konflikten in der Welt eingetreten. Sie handelt sowohl gegen Kriegsursachen als auch gegen Kriegshetzer, die ihre imperialistischen Ziele, ihren Rohstoffbedarf und ihre geopolitischen Interessen durchsetzen wollen, und Militärbündnisse, die sich als „Weltpolizei“ betrachten.

Die Stärke der FIR ist ihre Gemeinsamkeit, die sich trotz unterschiedlicher politischer Orientierung, gesellschaftlicher Visionen oder religiöser Werte ergibt. Jeder Weg zum Antifaschismus ist in der FIR willkommen. Diese Einheit muss immer wieder erneuert werden, gerade jetzt, wo die Generation der Überlebenden uns verlässt. Alle Mitgliedsverbände sind aufgerufen, ihre Struktur für heutige Generationen zu öffnen. Alle Mitgliedsverbände sind herausgefordert, die Ideale des antifaschistischen Erbes mit den Generationen der heutigen Zeit zu teilen, die ihre eigenen Themen und Perspektiven in die politischen Auseinandersetzungen einbringen.

Basierend auf der Gemeinsamkeit des Kampfes gegen den Faschismus bewahren die Verbände der FIR das Vermächtnis der Überlebenden und treten auch im nächsten Jahrzehnt ein für Frieden, politische und soziale Menschenrechte und Demokratie, „eine neue Welt des Friedens und der Freiheit“.

Die FIR-Verbände erinnerten an den Überfall auf die Sowjetunion

23. Juni 2021

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Der 80. Jahrestag des Hitlerfaschistischen Überfalls auf die Sowjetunion wurden von der FIR und ihren Mitgliedsverbänden zu vielfältigen Gedenkveranstaltungen genutzt.  

Trotz aller Pandemie bedingten Einschränkungen fanden selbstverständlich in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion öffentliche Ehrungen statt. Gemeinsam mit dem belrussischen Veteranenverband versammelten sich mehrere hundert Menschen am 22. Juni in den frühen Morgenstunden in Brest an der Gedenkstätte, um die Verteidiger dieser „Heldenfestung“ zu ehren. Natürlich fanden in Russland und auch in der Ukraine Kranzniederlegungen und öffentliche Gedenkveranstaltungen statt.

Aber auch in vielen anderen Ländern wurde von antifaschistischen und Veteranenverbänden an dieses Ereignis öffentlich erinnert. Gemeinsam mit der FIR organisierte der italienische Partisanenverband ANPI eine internationale historische Konferenz per Video, auf der italienische, russische und deutsche Historiker dieses historische Ereignis politisch einordneten. FIR-Präsident Vilmos Hanti eröffnete die Konferenz mit einem politischen Grußwort (siehe unten) und ANPI Präsident Gianfranco Pagliarulo formulierte zum Abschluss politische Konsequenzen für die antifaschistische Arbeit heute. Die Konferenz kann als Livestream auf der Facebook-Seite von ANPI nachvollzogen werden. Das Referat des FIR-Generalsekretärs kann per E-Mail (office@fir.at) nachgefragt werden.

Aus Griechenland, Spanien, Frankreich und weiteren Ländern liegen ebenfalls Berichte von Gedenkveranstaltungen von FIR-Verbänden vor. In Deutschland organisierten in diesen Tagen antifaschistische Kräfte in mehr als 50 Städten öffentliche Gedenkveranstaltungen, teilweise mit Kranzniederlegungen an Gräbern sowjetischer Soldaten oder Kriegsgefangener und andere symbolische Aktionen.

Selbst von einer türkischen Zeitung wurde der Generalsekretär in einem umfangreichen Interview zum Gedenken an den 80. Jahrestag befragt und konnte über die Arbeit der FIR berichten.

Sofortige Beendigung der Gewaltspirale im Nahen Osten

14. Mai 2021

Erneut müssen wir erleben, dass im israelisch-palästinensischen Konflikt Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung in erster Linie die Zivilbevölkerung trifft. Begonnen haben die Auseinandersetzungen vor vielen Tagen mit dem Versuch der weiteren Durchsetzung der von den Vereinten Nationen eindeutig verurteilten Siedlungspolitik, die auf eine Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung in Ost-Jerusalem hinausläuft. Mit der Behauptung von „jüdischen Eigentumsrechten“, die vor 70 Jahren in diesem Gebiet bestanden hätten, wollen nationalistische Siedler palästinensische Bewohner vertreiben. Proteste gegen Zwangsräumungen und Einschränkungen des Besuchs von islamischen Gotteshäusern beantwortete die israelische Regierung mit Repressalien. Nachdem das israelische Militär und andere Sicherheitskräfte die Eskalation in Ostjerusalem über mehrere Tage mit mehreren hundert Verletzten auf Seiten der palästinensischen Bevölkerung vorangetrieben hat, begann die Hamas mit dem Raketenbeschuss auf israelische Städte. Dies wiederum führte zu massivem Bombardement israelischer Luftstreitkräfte auf Gaza, die Zerstörung von ziviler Infrastruktur und andere Stellungen. Beide militärische Maßnahmen können das Problem nicht lösen. Wir appellieren für sofortige politische Gespräche, um die Bedrohung der Zivilbevölkerung zu beenden.

Es ist erkennbar, dass die Regierung Netanjahu diese Auseinandersetzung eskalieren ließ – und das auf dem Rücken der israelischen und der palästinensischen Zivilbevölkerung. Dass er dabei vor allem sein eigenes politisches Überleben im Sinn hat, macht sein Verhalten umso verwerflicher. Nachdem er trotz mehrfacher Neuwahlen nicht in der Lage war, eine eigene Regierungsmehrheit im Parlament zu erreichen, will er mit der Zuspitzung der militärischen Lage – wie es der Historiker Moshe Zimmermann klar analysierte – verhindern, dass seine politischen Opponenten, zu denen auch arabische Israelis gehören, sich zu einer politischen Koalition verbinden können.  

Gleichzeitig will er damit die Biden-Administration drängen, sich – im Sinne der früheren Trump-Politik – für das Konzept von Jerusalem als israelische Hauptstadt zu positionieren, was eine politische Lösung mit der palästinensischen Seite auf Dauer verhindern würde.

Damit ist eine explosive Lage im Nahen Osten entstanden, die nur durch politische Gespräche entspannt werden kann. Denn eines ist klar. Mit diesen Eskalationen wird es keine friedliche Lösung des Konfliktes geben – Beobachter haben Sorgen vor einer dritten Intifada, die erneut viele hundert Opfer unter allen im Nahen Osten lebenden Menschen fordern würde.

Die FIR als „Botschafter des Friedens der Vereinten Nationen“ ruft zur Deeskalation unter Beteiligung der UNO auf. Die Hamas muss die Raketenangriffe auf israelische Städte sofort beenden. Die israelische Armee muss die Angriffe auf Gaza sofort stoppen. Und die politisch Verbündeten müssen der israelischen Regierung deutlich machen, dass sie nicht bereit sind, eine militärische Eskalation zu unterstützen, sondern sich für politische Lösungsschritte einsetzen.

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