Keine NS-Verherrlichung zulassen – Proteste in Ungarn, Bulgarien und Deutschland
17. Februar 2019
Mitte Februar demonstrierten über 2000 Menschen in Fulda gegen einen geschichtsrevisionistischen Aufmarsch in der Stadt. Der Generalsekretär der FIR war eingeladen, eine Rede auf der Hauptkundgebung zu halten. Hier Auszüge aus dem Beitrag:
Obwohl es mit dem Beschluss vom Oktober 2018 gegen die „zunehmende Normalität von Faschismus, Rassismus und Fremdendfeindlichkeit in Europa“ eine klare Beschlussfassung des Europäischen Parlaments gibt und damit eine Orientierung für alle Staaten der Europäischen Union, müssen wir leider feststellen, dass in verschiedenen – insbesondere osteuropäischen – Staaten offene Formen von Geschichtsverfälschung tolerierend in Kauf genommen werden. Und mit solchen Gruppen und Kräften arbeitet der „III. Weg“ eng zusammen. Ich möchte nur zwei aktuelle Beispiele anführen:
Am vergangenen Wochenende trafen sich zum mittlerweile größten europäischen Nazi-Event in Budapest mehrere hundert Neonazis zum „Tag der Ehre“. Sie zelebrieren mit einem internationalen Nazi- und Skin-Musik-Event und einer wehrsportlichen Übung die Erinnerung an die – wie die Neonazis es nennen – „Helden von Budapest“, nämlich SS-Verbände, deutsche Wehrmachtssoldaten und ungarische Kollaborateure, die sich der Befreiung der Stadt durch die Einheiten der Anti-Hitler-Koalition im Februar 1945 widersetzt hatten. Organisiert wurde dieses Treffen von ungarischen Faschisten aus dem Umfeld des „Blood & Honour“-Netzwerkes, das zwar in Deutschland und Ungarn verboten ist, dessen Betätigung aber nicht verfolgt wird. Neonazis aus verschiedenen Teilen Europas reisen dazu an. Und an diesem NS-verherrlichendem Aufmarsch in Budapest haben in den vergangenen Jahren – und offenkundig auch in diesem Jahr – Abordnungen des „III. Wegs“ teilgenommen, wie man auf ihrer Webseite nachverfolgen konnte.
In gleicher Form waren sie verbunden und präsent bei dem größten bulgarischen Nazi-Event, dem „Lukow-Marsch“, der an diesem Wochenende in Sofia stattfindet. Der Aufmarsch ehrt General Hristo Lukov, der wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit am Ende des Zweiten Weltkriegs im „Namen des Volkes“ von Partisanen hingerichtet wurde. General Lukov war bulgarischer Kriegsminister und Leiter der ultranationalistischen Organisation „Union der nationalen bulgarischen Legionen“. Er war ein extrem brutaler Unterstützer von Hitler. In der Regierung hatte er mit aller Kraft dafür gewirkt, sich an der rassistischen Vernichtungspolitik zu beteiligen und bulgarische Juden in die faschistischen Todeslager zu schicken. Er unterstützte auch die Idee, zehn bulgarische Divisionen an die Ostfront gegen die Rote Armee zu schicken. All dies ist in Bulgarien und Europa bekannt.
Mit Nazi-Symbolik, mit neofaschistischen Losungen auf Transparenten, mit Hass-Parolen demonstrieren neofaschistische Gefolgsleute dieses „Idols“ im Sinne der faschistischen Stilistik. Und an eben diesem Marsch beteiligte sich der „III. Weg“ und soll auch in diesem Jahr mit einer Abordnung vertreten sein.
Durch die Teilnahme an solchen NS-verherrlichenden Aufmärschen macht der „III. Weg“ deutlich, dass es ihm mit seiner rührseligen Losung „Ein Licht für Dresden“ gar nicht um die Toten von Dresden geht, es geht ihnen auch nicht um die Opfer der Bombenkriege allgemein oder hier im Speziellen in Fulda. Nein, diese Art von Aufmärschen bietet ihnen einzig und allein einen Anlass, ihr neofaschistisches Geschichtsbild öffentlich zu präsentieren. Ihre These heißt „Deutsche als Opfer der Alliierten“. Dabei geht es weder um Trauerarbeit, noch um eine ernsthafte Aufarbeitung der historischen Ereignisse.
Es war die faschistische Kriegspolitik, die schon 1940 mit Luftangriffen auf die Zivilbevölkerung der überfallenen Länder z.B. gegen Rotterdam den Bombenkrieg eröffnet hat, die den Begriff „Coventrisieren“ in ihre Propaganda eingeführt hat.
Es war die faschistische Kriegspolitik, die mit „Endsieg“- und „Durchhalte“-Propaganda trotz der militärischen Niederlagen und mit der Erklärung jeder Stadt zur „Festung“ 1945 den bereits verlorenen Krieg um Monate verlängerte – mit dem Ergebnis vieler tausend Opfer, auch unter der deutschen Zivilbevölkerung. Aber das wollen NS-Verherrlicher nicht wahrhaben.
Das müssen wir den Neonazis und ihren Freunden immer wieder deutlich machen.
Deshalb protestieren wir heute, weil es keinen Raum geben darf für Geschichtsrevisionismus und NS-Verherrlichung – nicht in Budapest, nicht in Sofia und natürlich auch nicht hier in Fulda.
Wir stehen für ein Europa ohne Rassismus und Faschismus!