Chefankläger der Nürnberger Prozesse Benjamin Ferencz mit 103 Jahren gestorben
9. April 2023
Die FIR und ihre Mitgliedsverbände erinnern an Benjamin Ferencz, amerikanischer Ankläger bei den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen, der im Alter von 103 Jahren in Florida starb. Er war der letzte bisher noch lebende Ankläger der Nürnberger Prozesse.
Nach Abschluss seines Jura-Studiums in Harvard kämpfte er gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in der US-Armee und war bei der Befreiung mehrerer Konzentrationslager dabei.
In der amerikanischen Besatzungsadministration in Deutschland arbeitet der US-Jurist nach Kriegsende als Ermittler von Nazi-Kriegsverbrechen und bekam im Alter von 27 Jahren die Aufgabe als Chefankläger der US-Armee im sogenannten Einsatzgruppen-Prozess, einem der zwölf Nachfolgeverfahren des Nürnberger Prozesses gegen die NS-Hauptkriegsverbrecher. Die NS-Einsatzgruppen waren für die Ermordung von mehr als einer Million Menschen, vor allem Juden, verantwortlich. Ferencz klagte 24 führende SS-Leute unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen an. Von den 22 Verurteilten in dem Prozess wurden vier hingerichtet.
Später trug Ferencz entscheidend zur Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs bei. Sein „unerschütterliches Streben nach einer friedlicheren und gerechteren Welt erstreckte sich über fast acht Jahrzehnte und prägte für immer die Art und Weise, wie wir auf die schlimmsten Verbrechen der Menschheit reagieren“, erklärte die Direktorin des Holocaust-Museums in Washington, Sara Bloomfield.