Vor der Bombardierung war Auschwitz

10. Februar 2010

Gemeinsam Alt- und Neonazis am 13. Februar 2010 in Dresden stoppen!

Wir veröffentlichen hier die Erklärung des Auschwitz-Komitees zum geplanten Naziaufmarsch zur Erinnerung an den 13. Februar 1945 in Dresden.

Die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) — Bund der Antifaschisten begrüßt diese Erklärung und unterstützt alle gewaltfreien Protestaktionen der demokratischen und antifaschistischen Kräfte und Bündnisse, die sich in Dresden und darüber hinaus zur Abwehr dieser Naziprovokation gebildet haben.

Es geht darum, heute Widerstand gegen Geschichtsrevisionismus und Erstarken von Neofaschismus zu leisten. Alle Organisationen der Zivilgesellschaft sind gefordert mit demokratischen Protestformen, wie Blockaden der Aufmarschwege oder Menschenketten um die Innenstadt hier sichtbare Zeichen zu setzen.

Polizei und Sicherheitsbehörden wären dabei gut beraten, allen Naziprovokationen offensiv entgegenzutreten. Das Grundgesetz in Artikel 139 und das jüngste Urteil des Bundesgerichtshofes zu den Naziaufmärschen in Wunsiedel haben noch einmal eindeutig unterstrichen: Wer sich gegen Neonazismus wendet, verteidigt die verfassungsmäßige Ordnung in unserem Land.

Das Grundgesetz ist der Gegenentwurf zur Realität der faschistischen Herrschaft in Deutschland. Denn Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.

Dresden, 13. Februar. Seit 1998 ist Dresden regelmäßiger «Gastgeber» des größten europaweiten Naziaufmarschs. Im Jahr 2009 waren es mehr als 6000 Neonazis aus dem In- und Ausland, über Jahre haben sie sich in Dresden mehr oder weniger ungestört gesammelt und ihre Deutung der Dresdner «Opfer-Geschichte» verbreitet. Dresden ist zu einem Symbol fehlgeschlagener «Gedenkkultur» geworden.

Und es scheint immer noch Menschen zu geben, die meinen, die Neonazis würden von selbst verschwinden, wenn nur niemand hinschaut, wenn ihnen keine Beachtung geschenkt würde und sie «unter sich» blieben.

Wegsehen ändert nichts. Wir unterstützen die Bündnisse no pasarán und Dresden nazifrei!, die sich entschlossen den Nazis entgegenstellen.

Wer schweigt, stimmt zu!

Was Überlebende von Konzentrationslagern empfinden, wenn sie sehen, wie Neonazis von Polizei und Justiz geschützt werden, hat Esther Bejarano, Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück und Vorsitzende des Auschwitz-Komitees, gesagt:

«Wer nicht durch die Hölle von Auschwitz gegangen ist, kann es schwer erahnen, was dies für die Übriggebliebenen bedeutet hier zu leben, als wäre Auschwitz nie geschehen. Es war das organisierte Schweigen und Verschweigen, eingehüllt in eine Decke des Schweigens, uns aber blieb der Alptraum in der Nacht, das wiedererlebte Entsetzen, das uns aus dem Schlaf reißt.»

Wir fordern die Bundesregierung und die Bundeskanzlerin Merkel auf, endlich nach Artikel 139 Grundgesetz und entsprechend dem Potsdamer Abkommen alle faschistischen Nachfolgeorganisationen, ihre Schriften und Embleme zu verbieten und ihre Aktivitäten zu unterbinden.

Kämpfen wir für ein friedliches Leben ohne Rassismus und Antisemitismus.

Das sind wir den Millionen Opfern der faschistischen Verbrechen schuldig.

Notfalls auch mit den Mitteln zivilen Ungehorsams wie Blockaden von Nazidemos, denn ziviler Ungehorsam ist unser Recht — nach Grundgesetz und Völkerrecht!