28. April 2020
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Vor 75 Jahren erlebte die Menschheit am 8. und 9. Mai 1945 die endgültige militärische Zerschlagung des deutschen Faschismus. Diese Daten markieren den Sieg über das menschenverachtende Regime des Hitler-Faschismus,
- das politische Gegner und Andersdenkende ausgrenzte, verfolgte und inhaftiert,
- das Menschen allein aus einer konstruierten Rassezugehörigkeit als Juden, als Sinti und Roma, als Slawen millionenfach ermordete,
- das die Staaten in Europa und selbst Länder und Völker in anderen Teilen der Welt mit Krieg, Okkupation und Vernichtung überzog, mit dem Ziel der imperialen Hegemonie und der Zerschlagung der Sowjetunion,
- das im grausamen Ergebnis mindestens 55 Millionen Menschen das Leben kostete.
Heute wird in manchen Ländern Europas die geschichtliche Wahrheit verleugnet, werden die Befreier von der faschistischen Barbarei missachtet, die Kollaborateure mit dem faschistischen Okkupanten als „Freiheitskämpfer“ geehrt. Ein schlimmes Beispiel für Geschichtsrevision ist die skandalöse Erklärung des Europäischen Parlaments vom 19. September 2019. Sie ist ein ideologischer Rückfall in die schlimmste Zeit des Kalten Krieges. Entgegen allen wissenschaftlichen Erkenntnissen wird behauptet, dass erst mit dem deutsch‐sowjetischen Nichtangriffsvertrag «die Weichen für den Zweiten Weltkrieg gestellt wurden». In diesem Text werden die Unterdrücker und die Unterdrückten, die Opfer und die Verbrecher, die Okkupanten und die Befreier von der faschistischen Barbarei wahrheitswidrig gleichgesetzt. Außerdem wird behauptet, dass mit dem Ende des Krieges nur eine „totalitäre Herrschaft“ durch die andere ausgetauscht worden sei.
Gegen diese Formen von Geschichtsrevision betonen wir als FIR:
Die faschistischen Weltherrschaftspläne wurden durch das gemeinsame Handeln der Anti — Hitler — Koalition gestoppt. Es waren die Angehörigen der Streitkräfte der Alliierten, vor allem die Angehörigen der sowjetischen Armee, die die Hauptlast des Krieges trugen, die diese Bedrohung auch militärisch zerschlugen.
Es waren die Partisanen und Widerstandskämpfer in allen vom Faschismus okkupierten Ländern, bei denen die Kommunisten in den ersten Reihen standen, die ihr Leben einsetzten für die Freiheit ihrer Heimat.
Teil dieser Anti — Hitler — Koalition waren auch deutsche Antifaschisten, die illegal in Deutschland, in den Reihen der Partisanen oder gemeinsam mit den alliierten Streitkräften für die Befreiung ihres eigenen Landes kämpften.
Wir erinnern an all diejenigen Frauen und Männer, die – oftmals unter Einsatz ihres Lebens – die Befreiung ermöglicht haben.
Der 8./ 9. Mai 1945 war und ist der Tag der Befreiung und des Sieges
- für alle vom deutschen Faschismus bedrohten Völker,
- für die Inhaftierten der faschistischen Konzentrationslager, die noch in der Agonie des NS-Regimes auf Todesmarsch geschickt worden waren,
- für die Zwangsarbeiter, die in verschiedenen Formen Sklavenarbeit für die deutsche Industrie, die Landwirtschaft und Kriegspolitik leisten mussten,
- für die Nazigegner in Deutschland selber.
Er markiert den Beginn einer neuen Politik in den internationalen Beziehungen. Die Gemeinsamkeit des Handelns aller Nazigegner schuf die Basis für die Gründung der Vereinten Nationen und die Fixierung von Grundlagen des Völkerrechts für die Verfolgung und Verurteilung der Hauptkriegsverbrecher im Nürnberger Tribunal. Diese Rechtsnormen haben bis heute Gültigkeit, wie die Generalversammlung der Vereinten Nationen immer wieder bestätigte.
Damals hieß die gemeinsame Losung aller Antifaschisten „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ Für die FIR und ihre Mitgliedsverbände ist das eine Verpflichtung für heute und morgen.
Wir handeln gemeinsam mit den Angehörigen heutiger Generationen
- gegen Neofaschismus, extreme Rechte und Rechtspopulismus,
- gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, religiöse Intoleranz und Antisemitismus,
- gegen Krieg, imperiale Hegemonie, staatlichen und nicht-staatlichen Terrorismus sowie deren gesellschaftlichen Wurzeln.
Die Befreiung bildet die Grundlage für die Vision einer „neuen Welt des Friedens und der Freiheit“, wie es die Häftlinge des KZ Buchenwald am 19. April 1945 formulierten. In ihrem Sinne kämpfen die Mitgliedsorganisationen der FIR heute für die Verwirklichung umfassender politischer und sozialer Menschenrechte, für Frieden und Demokratie. Gemeinsam begehen wir den 8./ 9. Mai 2020 als Tag der Befreiung und Tag des Sieges.