FIR empört über Schändung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

5. April 2010

Hakenkreuzschmierereien und SS-Runen verunstalten seit Ostermontag die KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Wenige Tage vor den Veranstaltungen zum 65. Jahrestag der Befreiung des Lagers haben Neonazis sich diesen Ort der Erinnerung an die Verbrechen des deutschen Faschismus, des Gedenkens an die weit über 40.000 Opfer der SS-Verbrecher für ihre Provokation ausgesucht.

Dies macht einmal mehr deutlich, dass die Erinnerung an das historische Geschehen mit einer Wachsamkeit gegenüber heutigen Tendenzen und Auftritten der extremen Rechten verbunden sein muss.

Im Namen unserer gut 60 Mitgliedsorganisationen in über 20 Ländern Europas und Israels möchten wir der KZ-Gedenkstätte und ihren Mitarbeitern sowie der «Arbeitsgemeinschaft Neuengamme e.V» unsere tiefe Verbundenheit und Unterstützung im Handeln für die Gedenkarbeit und gegen Neofaschismus und Rassismus heute übermitteln.

Wir gehen davon aus, dass die Sicherheitsorgane alles in ihrer Macht stehende tun werden, um die Täter zu ergreifen und eine Wiederholung einer solchen Schändung zu verhindern.

Erfolg gegen Neonazi-Provokation auch in Budapest

6. März 2010

«Neonazis weht nicht nur in Deutschland der Wind ins Gesicht», erklärte die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) — Bund der Antifaschisten am 6. März 2010 in Budapest. Nachdem Mitte Februar in Dresden der geplante Nazi-Aufmarsch mit internationaler Beteiligung am Widerstand mehrerer tausend Bürger, die ihren Protest auf vielfältige Weise gezeigt haben, gescheitert ist, haben nun auch in Ungarn Neonazis zurückstecken müssen.

Vilmos Hanti, Präsident der MEASZ und Vizepräsident
der FIR, gemeinsam mit László Bohus, dem Vertreter des Verbandes
der Roma auf dem Heldenplatz in Budapest.

Foto: Varga Gábor http://www.mixonline.hu/Cikk.aspx?id=37423

Für Samstag, den 6. März hatten sie auf dem Heldenplatz in Budapest zu einem internationalen Aufmarsch zum «Tag der Ehre» zu Ehren der SS und der ungarischen Kollaborateure aufgerufen. Vor Gericht erstritten sie sich sogar eine Genehmigung für diese Provokation gegen ein Verbot, das die Stadt ausgesprochen hat.

Der ungarische Verband der Widerstandskämpfer und Antifaschisten (MEASZ) und andere antifaschistische Verbände riefen zum zivilgesellschaftlichen Protest auf. Daraufhin zogen die Neonazis kurzfristig ihre Anmeldung zurück.

Aus Sorge, dass diese Absage nur ein Manövertrick sei, besetzten die Antifaschisten am 6. März den geplanten Aufmarschplatz selber zum Zeichen des Protestes. Sie erinnerten an Opfer faschistischer Gewalt unter ungarischen Roma-Angehörigen.

Vilmos Hanti, Präsident der MEASZ und Vizepräsident der FIR, gemeinsam mit László Bohus, dem Vertreter des Verbandes der Roma auf dem Heldenplatz in Budapest.

Foto: Varga Gábor http://www.mixonline.hu/Cikk.aspx?id=37423

Unterstützt wurde dieser Protest international von der FIR und der Europäischen Linken (EL). Sie betonten: «Weder Dresden noch Budapest — Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.»

(Deutsch) Politische Erklärung des XV. regulären Kongresses der FIR

16. Februar 2010

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Die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) — Bund der Antifaschisten hat als «Botschafter des Friedens» der Vereinten Nationen einen moralischen Auftrag, sich für nicht-militärische Konfliktlösungen in der Welt einzusetzen.

Mit großer Sorge erfüllt uns auch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, durch die große Teile der Bevölkerung in wirtschaftliche Unsicherheit gestürzt wurden. Die Krisenfolgen dürfen nicht auf die Schultern der arbeitenden Bevölkerung, der Rentner und sozial Schwachen abgewälzt werden. Dies wäre ein gefährlicher Nährboden für nationalistische und extrem rechte Demagogen.

Mit großer Sorge sehen wir bereits jetzt die Zunahme extrem rechter Kräfte, von gewalttätigen Neofaschisten bis zu rechtspopulistischen Gruppen, die anlässlich der Wahlen zum Europäischen Parlament in verschiedenen Ländern Europas Mandate erringen konnten. Dies sind keine nationalen Einzelerscheinungen. Wir erleben bei Nazi-Aufmärschen, Konferenzen und Kundgebungen eine zunehmende Vernetzung der Neonazis im europäischen Maßstab.

Dagegen setzen wir unseren antifaschistischen Internationalismus. Gemeinsam sind die antifaschistischen Verbände in den vergangenen Jahren z.B. in Köln, Dresden oder Budapest solchen neofaschistischen Provokationen entgegengetreten. Dabei wirken die FIR und ihre Mitgliedsverbände in möglichst breiten zivilgesellschaftlichen Bündnissen, die Gewerkschaften, soziale Organisationen, Kirchen, politische Parteien, Künstler und Prominenten sowie antifaschistische Aktivisten einschließen. Wir arbeiten mit allen Demokraten und Antifaschisten zusammen, die ehrlich bereit sind, sich aktiv dem Vormarsch extrem rechter Organisationen und ihrer Ideologie entgegenzustellen.

Für die FIR und ihre Mitgliedsverbände bleibt die Bewahrung der Erinnerung an den antifaschistischen Kampf der Völker eine unverzichtbare Aufgabe. Auf unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Ebenen erleben wir gegenwärtig Versuche, die antifaschistische Geschichtsperspektive zu verfälschen. Denkmäler des antifaschistischen Kampfes werden zerstört.

Insbesondere in Mittel und osteuropäischen Ländern gibt es Bestrebungen, die SS und ihre Verbrechen zu verharmlosen und die früheren Kollaborateure des Faschismus zu «Helden der nationalen Befreiung» umzudeuten. In Bulgarien weigert sich die Regierung, den Kampf der Antifaschisten gegen die autoritäre Herrschaft von 1923 bis 1944 als Widerstand anzuerkennen. In anderen Ländern werden sogar Partisanen und andere antifaschistische Kämpfer 50 Jahre nach dem Ende des Faschismus als «Kriminelle» angeklagt.

Solche skandalösen Geschichtsfälschungen dürfen nicht hingenommen werden. Insbesondere bleibt es dabei, dass der 8./9. Mai 1945 der Jahrestag des Siegs der Völker über den Faschismus und damit der Befreiung von Faschismus und Krieg sind. Alle Versuche, einen «Gedenktag gegen Totalitarismus» am 23. August zu etablieren, sind als Geschichtsrevisionismus zurückzuweisen.

Die Aufgabe der FIR und ihrer Mitgliedsverbände bleibt es, die historische Erinnerung an den Widerstand der Völker zu bewahren, an die Frauen und Männer, die ihr Leben gegeben, die in den Reihen der Anti-Hitler-Koalition gekämpft haben oder die für ihre Überzeugung oder aus anderen Gründen der faschistischen Ausgrenzung Opfer in den Konzentrations- und Vernichtungslager wurden. Deren Erfahrungen an heutige und zukünftige Generationen weiterzugeben ist eine der vornehmsten Aufgaben, die vor unseren Organisationen steht. Dabei wirken wir insbesondere mit Gedenkstätten an den Orten der Lager, mit Archiven und historischen Einrichtungen sowie antifaschistischen Initiativen der Geschichtsvermittlung zusammen.

Die Würdigung dieses Kampfes beinhaltet auch, die gesellschaftliche und soziale Anerkennung der Kämpfer gegen den Faschismus zu sichern. Es ist eine moralische und soziale Verpflichtung aller demokratischen Staaten in Europa, denjenigen Frauen und Männern, die Leben und Gesundheit im antifaschistischen Kampf für die Freiheit Europas einsetzten, heute die Mittel zur Existenzsicherung, ihnen finanzielle Entschädigung zu gewähren.

Die FIR und ihre Mitgliedsverbände treten gemeinsam gegen Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Neofaschismus, Nationalismus und extrem rechten Populismus ein. In Verbundenheit mit den heutigen Generationen bewahren wir das Vermächtnis der Kämpfer und Verfolgten und kämpfen für Demokratie, soziale Gerechtigkeit und «eine neue Welt des Friedens und der Freiheit.»

Vor der Bombardierung war Auschwitz

10. Februar 2010

Gemeinsam Alt- und Neonazis am 13. Februar 2010 in Dresden stoppen!

Wir veröffentlichen hier die Erklärung des Auschwitz-Komitees zum geplanten Naziaufmarsch zur Erinnerung an den 13. Februar 1945 in Dresden.

Die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) — Bund der Antifaschisten begrüßt diese Erklärung und unterstützt alle gewaltfreien Protestaktionen der demokratischen und antifaschistischen Kräfte und Bündnisse, die sich in Dresden und darüber hinaus zur Abwehr dieser Naziprovokation gebildet haben.

Es geht darum, heute Widerstand gegen Geschichtsrevisionismus und Erstarken von Neofaschismus zu leisten. Alle Organisationen der Zivilgesellschaft sind gefordert mit demokratischen Protestformen, wie Blockaden der Aufmarschwege oder Menschenketten um die Innenstadt hier sichtbare Zeichen zu setzen.

Polizei und Sicherheitsbehörden wären dabei gut beraten, allen Naziprovokationen offensiv entgegenzutreten. Das Grundgesetz in Artikel 139 und das jüngste Urteil des Bundesgerichtshofes zu den Naziaufmärschen in Wunsiedel haben noch einmal eindeutig unterstrichen: Wer sich gegen Neonazismus wendet, verteidigt die verfassungsmäßige Ordnung in unserem Land.

Das Grundgesetz ist der Gegenentwurf zur Realität der faschistischen Herrschaft in Deutschland. Denn Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.

Dresden, 13. Februar. Seit 1998 ist Dresden regelmäßiger «Gastgeber» des größten europaweiten Naziaufmarschs. Im Jahr 2009 waren es mehr als 6000 Neonazis aus dem In- und Ausland, über Jahre haben sie sich in Dresden mehr oder weniger ungestört gesammelt und ihre Deutung der Dresdner «Opfer-Geschichte» verbreitet. Dresden ist zu einem Symbol fehlgeschlagener «Gedenkkultur» geworden.

Und es scheint immer noch Menschen zu geben, die meinen, die Neonazis würden von selbst verschwinden, wenn nur niemand hinschaut, wenn ihnen keine Beachtung geschenkt würde und sie «unter sich» blieben.

Wegsehen ändert nichts. Wir unterstützen die Bündnisse no pasarán und Dresden nazifrei!, die sich entschlossen den Nazis entgegenstellen.

Wer schweigt, stimmt zu!

Was Überlebende von Konzentrationslagern empfinden, wenn sie sehen, wie Neonazis von Polizei und Justiz geschützt werden, hat Esther Bejarano, Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück und Vorsitzende des Auschwitz-Komitees, gesagt:

«Wer nicht durch die Hölle von Auschwitz gegangen ist, kann es schwer erahnen, was dies für die Übriggebliebenen bedeutet hier zu leben, als wäre Auschwitz nie geschehen. Es war das organisierte Schweigen und Verschweigen, eingehüllt in eine Decke des Schweigens, uns aber blieb der Alptraum in der Nacht, das wiedererlebte Entsetzen, das uns aus dem Schlaf reißt.»

Wir fordern die Bundesregierung und die Bundeskanzlerin Merkel auf, endlich nach Artikel 139 Grundgesetz und entsprechend dem Potsdamer Abkommen alle faschistischen Nachfolgeorganisationen, ihre Schriften und Embleme zu verbieten und ihre Aktivitäten zu unterbinden.

Kämpfen wir für ein friedliches Leben ohne Rassismus und Antisemitismus.

Das sind wir den Millionen Opfern der faschistischen Verbrechen schuldig.

Notfalls auch mit den Mitteln zivilen Ungehorsams wie Blockaden von Nazidemos, denn ziviler Ungehorsam ist unser Recht — nach Grundgesetz und Völkerrecht!

Große Projekte — gemeinsam mit der junge Generation

13. Januar 2010

Eine kurze Bilanz des 15. Kongresses der FIR

Am 9./10. Januar 2010 tagte der 15. Kongress der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) — Bund der Antifaschisten, der Dachverband der Verbände ehemaliger Kämpfer gegen den Faschismus, Deportierter, Opfer des Faschismus und Antifaschisten heutiger Generationen aus Europa und Israel, in Berlin.

Teilnehmer des 15. Kongresses der FIR legten einen Kranz am sowjetischen
Ehrenmal in Berlin Tiergarten nieder.

Bevor die Delegierten aus vierzehn Ländern mit der eigenen Arbeit begannen, erhielten zur Eröffnung die Gäste das Wort, unter ihnen der Präsident des Weltfrontkämpferverbandes (FMAC), Abdul Hamid Ibrahim aus Malaysia, ein Vertreter des Weltgewerkschaftsbundes und des Deutschen Friedensrates sowie für die politischen Parteien eine Vertreterin der Europäischen Linken und der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag. Allein dies unterstreicht bereits die hohe Anerkennung, die die Organisation genießt.

Teilnehmer des 15. Kongresses der FIR legten einen Kranz am sowjetischen Ehrenmal in Berlin Tiergarten nieder.

Der organisationspolitische Rechenschaftsbericht konnte auf große Erfolge verweisen, wie das Internationale Jugendtreffen in Buchenwald im April 2008 oder die aktive Teilnahme an antifaschistischen Großaktionen. Auch wurden Erklärungen und Protestaktionen der FIR öffentlich wahrgenommen. So sah sich die estnische Regierung veranlasst, auf den Protest der FIR und weiterer Mitgliedsorganisationen gegen ein geplantes SS-Treffen offiziell zu reagieren.

Gleichzeitig ist aber auch erkennbar, dass zahlreiche Mitgliedsorganisationen aus Gründen der Überalterung, von finanziellen Problemen oder organisatorischer Schwäche nicht in der Lage waren, Delegierte zum Kongress zu entsenden. So ist es eine Herausforderung für die kommenden Jahren, die organisatorische Basis der FIR und die Öffnung der Mitgliedsverbände für heutige Generationen voranzubringen. Ein wichtiger Schritt dafür war sicherlich die Wahl neuer Mitglieder in das Leitungsgremium der Organisation: Mit Dr. Efim Korolev wurde ein Vertreter des russischen Verbandes der Kriegsveteranen und mit David Pereira ein Angehöriger der jungen Antifaschisten aus Portugal gewählt. Als Präsident wurde Michel Vanderborght (Belgien) einmütig bestätigt. Ebenso die Vizepräsidenten Vilmos Hanti (Ungarn) und Christos Tzintsilonis (Griechenland).

Nur mit einer starken Leitungsstruktur können die Vorschläge in die Wirklichkeit umgesetzt werden, die als Arbeitsaufgaben vom Kongress beschlossen wurden. Dazu gehört in erster Linie die Vorbereitung eines internationalen Jugendtreffens im Januar 2012 in Auschwitz, das gemeinsam mit dem belgischen «Institut des Veteranes» und der Auschwitz-Stiftung umgesetzt werden soll. Dazu gehört auch die Herausgabe einer Landkarte von Konzentrationslagern und anderen faschistischen Haftstätten in Mitteleuropa, an deren Entwicklung die FIR aktiv mitgewirkt hat.

Natürlich steht in diesem Jahr das Gedenken an den 65. Jahrestag der Befreiung der Lager und der verschiedenen Länder von Faschismus und Krieg im Mittelpunkt. Schon jetzt liegen zahlreiche Einladungen für Veranstaltungen von Portugal bis Moskau vor. Und die FIR beschloss, sich an internationalen Aktionen gegen neofaschistische Aufmärsche sowie geschichtspolitische Konferenzen und Aktivitäten zu beteiligen.

Am Sonntag nahmen die meisten Delegierten und Gäste an der traditionellen Gedenkfeier für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht auf dem «Friedhof der Sozialisten» teil. Die FIR legte nicht nur einen Kranz am zentralen Mahnmal nieder, sondern gedachte auch der ermordeten bzw. verstorbenen Antifaschisten, unter ihnen der langjährige Sekretär der FIR Georg Spielmann. Anschließend begab sich eine Abordnung des Kongresses zum sowjetischen Ehrenmal in Berlin Tiergarten, um auch dort einen Kranz niederzulegen. Den Abschluss der Konferenz bildete ein Empfang der Delegierten und Gäste durch den Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses Walter Momper.

Ungarische Neofaschisten bedrohen den Vizepräsidenten der FIR

27. Dezember 2009

Vilmos Hanti, Präsident des ungarischen Verbandes der Widerstandskämpfer und Antifaschisten — demokratische Union (MEASZ) und Vizepräsident der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) — Bund der Antifaschisten wird durch militante Neofaschisten bedroht.

Nach einer Gedenkveranstaltung am 23. Dezember 2009 für Endre Bajcsy-Zsilinszky und weitere ungarische Patrioten, die vor 65 Jahren durch die Faschisten ermordet wurden, drohte die neofaschistische Internetseite «HUNHIR.HU», die eng mit den verbotenen «Ungarischen Garden» verbunden ist, mit Gewalt gegen Vilmos Hanti. Man werde «die jüdische Ratte» früher oder später erwischen und ihn in ein wieder eröffnetes Konzentrationslager verschleppen, heißt es auf der Internetseite. In den gut 50 Leserkommentaren gehen die Angriffe noch weiter. Er solle nicht in ein Arbeitslager, sondern müsse gehenkt werden, lauten konkrete Drohungen.

Wenn man bedenkt, dass die neofaschistische Szene in Ungarn in den vergangenen Monaten für zahlreiche Gewalttaten verantwortlich ist, dann können solche Angriffe nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Die FIR fordert daher von den ungarischen Behörden, dass die Verantwortlichen der Internetseite zur Rechenschaft gezogen werden. Gewaltdrohungen und menschenverachtende Hetze stehen nicht unter dem Schutz der Meinungsfreiheit.

Die FIR versichert ihrem Vizepräsident und dem ungarischen Mitgliedsverband ihre Unterstützung und wird ihr Eintreten gegen alle Formen von Neofaschismus, Rassismus und Antisemitismus verstärken.

FIR protestiert gegen Denkmal-Schändung in Georgien

22. Dezember 2009

Mit Empörung und Entsetzen hat die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) — Bund der Antifaschisten, die Dachvereinigung von Organisationen ehemaliger Widerstandskämpfer, Partisanen, Angehörigen der Anti-Hitler-Koalition, Verfolgten des Naziregimes und Antifaschisten heutiger Generationen aus über zwanzig Ländern Europas und Israels, ein neuerliches Beispiel für die Eliminierung der geschichtlichen Erinnerung zur Kenntnis nehmen müssen.

Kurz vor Weihnachten haben georgische Behörden in der Stadt Kutaissi das Denkmal für die Kämpfer gegen des Faschismus im Großen Vaterländischen Krieg durch Sprengung zerstören lassen. Dabei sind sie mit solch Aggressivität vorgegangen, dass zwei Menschen bei der Sprengung ums Leben kamen. Offensichtlich war den georgischen Behörden die Beseitigung der geschichtlichen Erinnerung wichtiger als der Schutz der eigenen Bevölkerung.

Dieser Akt von «Staatsvandalismus» richtet sich nicht nur gegen ein Denkmal, sondern die georgischen Administrationen zerstören auf diesem Wege die geschichtliche Erinnerung an den antifaschistischen Kampf der Völker. Damit reiht sich Georgien in die Liste jener Regierungen ein, die — wie z.B. Estland und andere baltische Staaten — durch die Beseitigung von Denkmälern für die Befreiung und die Rehabilitierung von faschistischen Kollaborateuren als «nationale Freiheitskämpfer» Vorreiter von staatlichem Geschichtsrevisionismus sind.

Das sind die Folgen einer ideologischen Offensive rechtskonservativer Kräfte, bei der es um die Etablierung eines reaktionären Geschichtsbildes — geprägt von Totalitarismusdoktrin und Geschichtsverfälschung — in Europa geht. Dabei werden faschistische Massenverbrechen und Ungesetzlichkeiten in der stalinistischen Periode undifferenziert auf die gleiche Stufe gestellt. Gleichzeitig wird dabei der Sowjetunion die gleiche Verantwortung an der Entfesselung des Zweiten Weltkrieges zugewiesen wie Hitler-Deutschland. Solche Aussagen haben mit der historischen Wirklichkeit nichts gemeinsam. Sie verfälschen die Geschichte und diffamieren den gemeinsamen Kampf der Anti-Hitler-Koalition, in der die Sowjetunion als alliierte Macht einen entscheidenden Anteil hatte, gegen die größte Bedrohung der Menschheit im 20. Jahrhundert.

Die FIR ruft antifaschistische Kräfte, Verbände und Initiativen auf, gegen solche Formen von Geschichtsrevisionismus aktiv zu werden. Der antifaschistische Kampf muss als Erbe der Menschheitsgeschichte bewahrt werden.

Antifaschismus bleibt international!

20. Dezember 2009

Die FIR vor dem XV. Kongress in Berlin

Interview mit Dr. Ulrich Schneider, Generalsekretär der FIR

Frage: Am 9./10. Januar 2010 findet in Berlin der XV. FIR-Kongress statt. Was sind Themen und Ziele?

Ulrich Schneider: Wir wollen Bilanz ziehen der politischen Arbeit der vergangenen Monate. Dabei können insbesondere das Internationale Jugendtreffen in Buchenwald 2008 mit über 1000 Teilnehmern sowie die Demonstrationen gegen Neofaschismus und Rassismus vom September 2008 in Köln und im Februar 2009 in Dresden die internationale Dimension antifaschistischer Arbeit der FIR unterstreichen.

Es geht um unsere Aktionen gegen die Rehabilitierung der SS-Verbände in baltischen Ländern und um die Wirkung unserer vielfältigen Initiativen und Erklärungen zu Frieden und Abrüstung, gegen Versuche der Geschichtsrevision und für die Verteidigung der politischen und sozialen Rechte der Frauen und Männer aus dem antifaschistischen Kampf, den Deportierten und Internierten.

Und wir müssen beraten, welche Konsequenzen die Ergebnisse der Wahlen zum Europäischen Parlament für uns als internationale antifaschistische Organisation haben. Seit einiger Zeit erleben wir, dass die ideologischen Angriffe auf die historische Erinnerung auch über europäische Strukturen vorangetrieben werden.

Frage: Worin seht ihr die zentralen politischen Auseinandersetzungen?

Ulrich Schneider: Was man in Deutschland im Zusammenhang mit dem 20. Jahrestag des 9. November 1989 erleben konnte, das geschieht in verschiedenen europäischen Ländern — die Neudefinition von Geschichte. Es geht soweit, dass in Ungarn und Polen das Zeigen von Symbole, unter denen Partisanen und andere Antifaschisten für die Freiheit ihres Landes gekämpft haben, per Gesetz als «extremistisch» bestraft werden kann.

Es findet auf unterschiedlichen Ebenen eine massive «Entsorgung der Geschichte» des Faschismus statt. Kollaborateure werden zu «Freiheitskämpfern» umgedeutet. Partisanen werden wegen ihres Kampfes angeklagt, geschichtliche Erinnerung und Gedenkorte massiv angegriffen.

Dass vor diesem Hintergrund Kriminelle mit rechtem Hintergrund sich kurz vor Weihnachten nicht scheuten, die Gedenkstätte Auschwitz zu schänden, macht deutlich, wie weit das gesellschaftliche Klima bereits vergiftet ist.

Andererseits hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen erst vor wenigen Monaten eine Resolution mit überwältigender Mehrheit verabschiedet, die betont, dass der antifaschistische Kampf zum Welterbe der Menschheit gehört und keinerlei Relativierung oder gar Leugnung der faschistischen Vernichtungspolitik zugelassen werden darf.

Wir sind als FIR gemeinsam mit unseren Mitgliedsverbänden in Europa und Israel also gefordert, hier deutliche Signale zu setzen.

Zum zweiten hat die FIR eine Verpflichtung im Friedenskampf. Vor vielen Jahren zeichnete die UNO uns als «Botschafter des Friedens» aus. Wir sehen darin eine bleibende Aufgabe, uns für nichtmilitärische Konfliktlösungen in Afghanistan, im Irak und natürlich auch im Nahen Osten einzusetzen. Wir sind in diesem Punkt eng verbunden mit unseren Partnerverbänden in Israel, die bei diesem Kongress auch vertreten sein werden.

Frage: Was sind die Planungen der FIR?

Ulrich Schneider: Das Jahr 2010 ist das 65. Jahr des Siegs über den Faschismus. Gemeinsam mit den Internationalen Lagergemeinschaften und den Veteranenverbänden in den verschiedenen Ländern wollen wir die geschichtliche Erinnerung auf diesen Punkt lenken. Hiermit setzen wir ein deutliches Zeichen gegen Vergessen und Geschichtsrevision.

Es gibt Vorschläge, dass die FIR sich erneut an den Aktionen im Februar 2010 in Dresden beteiligt. Auch liegt die Einladung für die Mitwirkung an einer geschichtspolitischen Konferenz im April 2010 in Berlin vor, um nur zwei Aktionen in Deutschland zu benennen.

Und wir fangen jetzt an, ein Internationales Jugendtreffen in Auschwitz unter dem Motto «Zug des Gedenkens», das im Januar 2012 stattfinden soll, gemeinsam mit dem «Institut des Veterans» in Belgien vorzubereiten. Das wird wieder eine sehr große Herausforderung für uns, aber es ist eine großartige Gelegenheit, Angehörige der jungen Generationen mit unserer Arbeit zu verbinden.

Dabei muss am bedenken, dass die Arbeit der FIR vor Ort von den nationalen Mitgliedsverbänden und anderen gesellschaftlichen Partnern unterstützt werden muss. Wir werden daher auf dem Kongress Vorschläge entwickeln, die in den jeweiligen Ländern abgestimmt werden müssen.

Frage: Warum findet die Konferenz gerade an diesem Wochenende statt?

Ulrich Schneider: Wir haben uns bewusst für dieses Wochenende entschieden, um als Organisation in direkten Austausch mit anderen politischen Initiativen wie der antifaschistischen Jugendkonferenz der VVN-BdA treten zu können, die an diesem Wochenende in Berlin stattfinden.

Und natürlich werden die Delegierten des FIR-Kongresses an der Luxemburg-Liebknecht-Ehrung an der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde teilnehmen. Dort sind auch ehemalige Mitstreiter der FIR begraben, deren wir bei dieser Gelegenheit ebenfalls gedenken wollen.

Nachruf auf Oskar Wiesflecker (Österreich)

5. Dezember 2009

Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von unserem Kameraden Oskar Wiesflecker, dem Mitglied des Ehrenpräsidiums und dem langjährigen Funktionär der FIR. Im Alter von 90 Jahren verstarb er am 3. Dezember 2009 in seiner Heimatstadt Wien.

Als Mitglied einer antifaschistischen Pfadfindergruppe in Wien leistete er schon als Jugendlicher Widerstand gegen den Vormarsch der Faschisten. Nach dem «Anschluss Österreichs» im März 1938 wurde er zum ersten Mal verfolgt und verhaftet. Als er gegen Kriegsende noch in der deutschen Wehrmacht nach Italien verlegt wurde, versorgte er italienische Partisanen mit Waffen und konnte mit ihrer Hilfe entfliehen.

Nach der Befreiung vom Faschismus konnte er endlich als Publizist tätig werden. Er arbeitete für verschiedene antifaschistische Zeitungen, wie dem «Neuen Vorwärts» und der «Volksstimme.» Er war viele Jahrzehnte Obmann des Bundesverbands Österreichischer AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus (KZ-Verband) und Chefredakteur deren Zeitung «der neue Mahnruf». Im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) wirkte er lange Zeit im Beirat und anderen Funktionen mit.

Seit Ende der 50er Jahre arbeitete Oskar Wiesflecker für die FIR. Ab 1960 war er Chefredakteur der Zeitschrift «Der Widerstandskämpfer — Resistance Linie», dem damaligen Organ der «Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer» (FIR). Er zeichnete verantwortlich für zahlreiche Veröffentlichungen. Gleichzeitig leitete er das Büro der FIR in Wien. In den 90er Jahren übernahm er die Funktion eines Generalsekretärs bis zum Zeitpunkt der Verlegung des Sitzes Organisation nach Berlin. Auf dem 13. regulären Kongress der FIR wurde er einstimmig zum Mitglied des Ehrenpräsidiums der FIR ernannt.

Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Michel Vanderborght
Präsident

Dr. Ulrich Schneider
Generalsekretär

Erklärung der FIR zum Beschluss des Weltsicherheitsrates über atomare Abrüstung

13. Oktober 2009

Die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) — Bund der Antifaschisten — vor über 20 Jahren von den Vereinten Nationen zum «Botschafter des Friedens» ernannt, begrüßt den jüngsten Beschluss des Weltsicherheitsrates der Vereinten Nationen über Abrüstung und den Abbau der atomaren Bewaffnung in der Welt.

Dieser Beschluss deckt sich mit den Forderungen, die seit Jahrzehnten zum politischen Programm der Kämpfer gegen den Faschismus und der Überlebenden der Konzentrationslager und faschistischen Haftstätten gehören. Wir erwarten, dass dieser einstimmigen Erklärung aller Mitglieder des Weltsicherheitsrates nun politische Taten folgen und damit die Gefahr einer atomaren Eskalation, die durch die Verbreitung von Atomwaffen und die Zunahme von Staaten, die sich im Besitz von Atomwaffen befinden, zugenommen hat, eingedämmt werden kann.

Ziel muss es sein, Atomwaffen grundsätzlich zu ächten und eine weltweite Abrüstung durchzusetzen, nicht nur die Zahl der Staaten, die sich bereits im Besitz von Atomwaffen befinden, zu begrenzen.

In diesem Sinne wird die FIR gemeinsam mit ihren Mitgliedsverbänden alles in ihrer Macht stehende tun, dem Anliegen des Weltsicherheitsrates Gehör zu verschaffen.

Michel Vanderborght, Präsident

Dr. Ulrich Schneider, Generalsekretär

Brüssel/ Berlin, 14.10.2009

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