Vor 75 Jahren: Beendigung des Zweiten Weltkriegs in Ostasien – Befreiung vom japanischen Militarismus

21. August 2020

In der euro-zentrierten Geschichtssicht gelten der 1. September 1939 und der 8. Mai 1945 als Beginn und Ende des Zweiten Weltkrieges. Im asiatischen Raum stehen dafür zwei andere Daten, der 7. Juli 1937 und der 2. bzw. 9. September 1945. 

Schon im Dezember 1936 hatte das japanische Kaiserreich im „Anti-Komintern-Pakt“ mit dem faschistischen Deutschland deutlich die gegen die UdSSR gezielte geopolitische Ausrichtung gezeigt. Dabei zielte der japanische Expansionismus jedoch auf das asiatische Festland.

Es begann 1937 mit dem provozierten Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke, den die japanische Armee zum Angriff auf das chinesische Territorium nutzte. Am 29. Juli kapitulierte Peking und einen Tag später Tianjin. Die Japaner setzten ihren Vormarsch im Norden und Süden von China fort. Zwar erklärte die Nationalregierung der Kuomintang unter Chiang Kai-shek Japan am 7. August den Krieg. Einen ersten spektakulären Erfolg erzielte jedoch die kommunistische Volksbefreiungsarmee in der Schlacht von Pingxingguan am 25. September, in der Marshall Lin Biao allein mit Handgranaten und Gewehrfeuer eine Übermacht von 10.000 Japanern in die Flucht schlug und LKWs sowie Waffen und Munition erbeutete.

Der japanische Vormarsch konnte dadurch jedoch nicht aufgehalten werden. Anfang Dezember erreichten die japanischen Truppen Nanking, die Hauptstadt der Kuomintang. Am 13. Dezember besetzten die japanischen Truppen die Stadt. In dem darauf folgenden, drei Wochen andauernden Massaker von Nanking wurden vermutlich mehr als 300.000 chinesische Zivilisten ermordet und etwa 20.000 Frauen vergewaltigt.

In den Blick der Weltöffentlichkeit geriet der Krieg im pazifischen Raum jedoch erst vier Jahre später mit dem spektakulären Überfalls der japanischen Luftwaffe auf den US-Stützpunkt in Pearl Harbor am 7. Dezember 1941. Danach drangen die japanischen Streitkräfte planmäßig weiter nach Süden vor und besetzten unter der Ideologie Asien den Asiaten europäische und amerikanische Kolonien wie Hongkong, die Philippinen und Niederländisch-Indien. Innerhalb von vier Monaten hatten japanische Truppen ganz Südostasien und einen Großteil des Pazifiks mit etwa 450 Millionen Menschen unter ihrer Kontrolle.

Trotz der militärischen Erfolge Japans blieben der pazifische Raum und das asiatische Festland eine dauerhaft umkämpfte Region. Auf der einen Seite versuchten die USA mit Unterstützung von Australien, Großbritannien und Neuseeland die Kontrolle über verschiedene strategische Inseln zurückzugewinnen, auf der anderen Seite kämpften die Einheiten der chinesischen Volksbefreiungsarmee in einer Form des Partisanenkampfes gegen die Okkupationsmacht.

Symbolischen Charakter hatte sicherlich die amerikanische Landung auf der Insel Iwojima am 19. Februar 1945. Die Kämpfe auf der Insel dauerten fünf Wochen und kosteten auf japanischer Seite etwa 20.800 Tote und auf amerikanischer Seite rund 7.000 Tote.

Auf der Konferenz von Jalta hatte die Sowjetunion zugesagt, dass spätestens drei Monate nach der Beendigung der Kriegshandlung in Europa sie im Osten in den Krieg eingreift. Nachdem am 6. August 1945 der Atombombenabwurf auf Hiroshima erfolgt war, erklärte die Sowjetunion Japan am 8. August den Krieg und marschierte in die Mandschurei ein. Der Roten Armee schlossen sich die 4. und 8. chinesische Revolutionsarmee an, die einige Städte besetzten. Sowjetische Soldaten besetzten mit einigen Verbänden ab dem 16. August den Süd-Sachalin und ab dem 19. August die nördlichen Kurilen.

Am 2. September unterzeichnete das japanische Militär auf dem US-Schlachtschiff Missouri gegenüber US-General Douglas MacArthur die Kapitulationsurkunde. Damit war der Pazifikkrieg formell beendet, jedoch gingen die Kampfhandlungen auf dem Festland weiter.

Die Rote Armee befreite den Norden von Korea, am 8. September landeten amerikanische Einheiten im Süden der Halbinsel. Auf amerikanischen Vorschlag mussten sich die japanischen Militärangehörigen nördlich des 38. Breitengrads der Roten Armee, südlich desselben der US-Armee ergeben. Erst am 9. September wurde in Nanking der Kapitulationsvertrag der japanischen Truppen auf dem chinesischen Festland unterzeichnet.

Die Bilanz dieses Krieges ist dramatisch. Allein in China starben 4.000.000 Soldaten und die Verluste unter der Zivilbevölkerung, unter der die Japaner mehrere Massaker anrichteten, beliefen sich auf rund 10.000.000 Menschen. Die Japaner verloren ungefähr 1.200.000 Soldaten und etwa 500.000 Zivilisten, die meisten bei den beiden Atombombenabwürfen und der konventionellen Bombardierung Tokios am 9. März 1945. Die Verluste der Westalliierten (Briten, Australier, Neuseeländer, Niederländer) lagen dagegen nur bei etwa 150.000 Toten. Die USA verloren etwa 130.000 Mann im Pazifikraum.

Die politische Erinnerung an diesen Krieg ist heute erneut umkämpft. Während China und Korea diesen Krieg erinnern als Befreiungskampf gegen die Okkupation und an die schweren Kriegsverbrechen des japanischen Militärs, werden in Japan zunehmend die Angehörigen des japanischen Militärs verehrt. Ein Symbol dieser Geschichtsrevision ist der Yasukuni-Schrein in Tokio. Friedenskräfte im In- und Ausland kritisieren scharf, dass auch die bei den Kriegsverbrecherprozessen von Tokio zum Tode verurteilten Offiziere sowie Angehörige der berüchtigten Einheit 731, die im Krieg in der Mandschurei Experimente mit biologischen Waffen an Kriegsgefangenen und chinesischen Zivilisten durchführte, hier verehrt werden. 2013 besuchte auch der japanische Premierminister Shinzō Abe erstmals wieder offiziell den Schrein.

Die FIR drückt ihre Verbundenheit mit allen Veteranen des Befreiungskampfes aus und verurteilt solche Formen von Rehabilitierung von Kriegsverbrechern und der Geschichtsrevision.